Im Interview: Management im Fokus - Günter Maier und Stefan Hörhammer
“Management im Fokus” geht in die dritte Runde! In dieser Ausgabe unterhalten sich Stefan Hörhammer und Günter Maier über Selbstbestimmtheit, wie wichtig wahre Expertise ist und wie man gemeinsam Innovationen noch besser macht.
Medialine: Hallo Stefan und Hallo Günter – herzlich willkommen zur dritten Auflage unserer Interviewreihe „Management im Fokus“! In dieser Interviewreihe begleiten wir Martin und Stefan Hörhammer abwechselnd in Interviews mit den Führungskräften der Medialine Group. Dabei nehmen wir Themen wie (Zusammen)Arbeit, Managementansätze sowie Visionen und Ziele in den Fokus. Wir beginnen wie gewohnt: Bitte stellt euch und eure Rolle in der Medialine Group kurz vor.
Maier: Hallo, vielen Dank nochmal für die Einladung! Mein Name ist Günter Maier, ich bin Geschäftsführer der mentIQ GmbH aus der Nähe von München. Wir sind seit dem 01.04.23 ein Teil der Medialine Group und damit neustes Mitglied.
Hörhammer: Auch von mir nochmal ein Hallo in die Runde. Mein Name ist Stefan Hörhammer, COO der Medialine Group. Um eine Formulierung aus einem vorherigen Gespräch zu übernehmen: Ich bin dafür verantwortlich, die Gruppe profitabel durchs Leben zu bringen (lacht).
Medialine: Dann mal los: Ihr nehmt beide Führungsrollen in euren Unternehmen ein, seid aber auf unterschiedlichen Wegen in diese Rollen gekommen. Günter, magst du anfangen, über deinen persönlichen Weg zu sprechen? Was hat dich dazu bewegt, diese Rolle im Betrieb einzunehmen und welche Sorgen oder Erwartungen waren für dich damit verknüpft?
Maier: Ich bin in die Führungsrolle eher reingewachsen: Am Anfang meiner Karriere stand ein Job als Account Manager, also ganz klassisch Vertrieb. Das hat sehr gut funktioniert, weswegen mein damaliger Chef irgendwann auf mich zu kam und fragte: „Kannst du dir vorstellen, das nicht nur allein zu machen, sondern auch anderen zu helfen, das ebenfalls so gut zu bewältigen?“ Diese Aufgabe hat mir Spaß gemacht und auch sie hat gut funktioniert. Durch zahlreiche Firmenverkäufe habe ich diese Rolle in wechselnden Gesellschaften eingenommen. Ich bin sowohl bei mentIQ als auch in der Gruppe wahrscheinlich derjenige mit der meisten Übernahmeerfahrung: In meinem beruflichen Leben bin ich schon mehrfach verkauft worden, buchstäblich.
Gerade dadurch kam ich dann zu der Erkenntnis: Wie wäre es, wenn du dein Schicksal in die eigene Hand nimmst? Ich wollte die Kontrolle haben und grundsätzliche Entscheidungen gerne selbst treffen. In Sachen Verantwortung war der Schritt vom Leiter einer Business Unit mit circa 50 Mitarbeitenden hin zur eigenen Firma mit vier Mitarbeitenden dann zunächst kein großer. Aber es hat sich einfach sehr viel besser angefühlt.
Hörhammer: Darauf würde ich gern eingehen: Der entscheidende Faktor ist hier, selbst verantwortlich zu sein und die eigene Richtung bestimmen zu können. Viele Menschen, die sich dazu entschließen als Unternehmerin oder Unternehmer tätig zu sein, teilen dieses essentielle Grundbedürfnis. Ich kann es sehr gut nachvollziehen. Auch deshalb sind wir ein inhabergeführtes Unternehmen: Es geht darum, dass wir selbst bestimmen wollen, was wir tun, und nicht irgendjemand, der davon keine Ahnung hat. Das ist ein essentieller Teil der DNA von Medialine.
Medialine: Dazu eine Anschlussfrage, Günter: Du hast gerade von sehr viel Übernahmeerfahrung berichtet, und das in keinem positiven Kontext. Was hat dich dazu bewogen, im Angesicht all deiner Erfahrungen trotzdem den Schritt des Anschlusses an die Medialine Group zu gehen?
Maier: Dazu gehören verschiedene Aspekte. Um am heutigen IT-Markt bestehen zu können, braucht man Innovation und Schlagkraft. Man braucht eine Stimme, die gehört wird und eine Position, die gefestigt ist, sich gegen große Konkurrenten behaupten kann. Man braucht also vor allem eines: Zukunftsfähigkeit. Dies alles aus eigener Kraft bewältigen zu können, ist sehr herausfordernd. Daher war der Anschluss an die Gruppe die perfekte Lösung, die langfristige Zukunft der Firma und damit der Arbeitsplätze unserer Mitarbeitenden zu sichern.
Ich sprach ja auch vom Drang, eigene Entscheidungen treffen zu können. Der Anschluss an die Gruppe hat daran nichts verändert. Es war ja keine Übernahme eines fremden Investors, der keine Ahnung von der Materie hat. Wir haben aktiv die Entscheidung getroffen, uns der Gruppe anzuschließen. Das macht einen großen Unterschied aus, Stichwort Selbstbestimmtheit. Ralph (Anm.: Friederichs, Geschäftsführer von CYBERDYNE) meinte in einem vorherigen Gespräch, er hat nie das Gefühl verloren, Unternehmer zu sein. So geht es mir auch – eben durch die beiden Inhaber, die immer noch an der Spitze der Gruppe stehen und mitmischen, gemeinsam mit allen Ideen entwickeln und umsetzen. Eben durch die autarken Strukturen, in denen gemeinsame Zusammenhänge gesucht werden, ohne Zwang auszuüben. Und eben wegen der so ähnlichen Kultur beider Unternehmen.
Medialine: Das klingt sehr gut! Den Willen zur Selbstbestimmtheit kennen unsere Kunden sicherlich sehr gut, gerade aus dem KMU-Bereich. Verständnis ist ein gutes Stichwort: In bisherigen Gesprächen haben wir bereits erfahren, dass es für neue Gruppenmitgliedern essentiell war, dass eine gemeinsame Basis der Kommunikation und Unternehmenskultur herrscht. Du hast eben von großen Ähnlichkeiten in der Kultur gesprochen. Wie ist das bei mentIQ und Medialine?
Maier: Als bei uns das Thema eines Gruppenanschlusses aufkam, war schnell klar: Das macht nur Sinn, wenn ein ähnlicher Umgang mit Themen und Mitarbeitenden sowie ein ähnlicher Führungsstil herrschen. Außerdem gab es eine Erkenntnis aus der Vergangenheit, die mitschwang: Börsennotierte Konzernstrukturen mit wechselnden CEOs treffen häufig unvernünftige Entscheidungen. Daher war es uns wichtig, Teil einer Gruppe zu werden, in der die Eigentümer selbst am Ruder sitzen! Kein Elfenbeinturm, aus dem verfolgt wird, was die Bediensteten leisten, sondern ein Gefühl von Gemeinschaft. Das waren die Suchprämissen, die wir unseren Beratern mitgegeben haben. Und am Ende haben wir offensichtlich einen Treffer gelandet, sonst säßen wir nicht hier (lacht).
Hörhammer: Ich nehme stark wahr, dass die Kultur in vielen Sachen sehr vergleichbar ist. Es geht um direkte Führung, also kurze Wege und flache Hierarchien sowie die Art und Weise, wie man miteinander spricht: direkte, gerade Kommunikation, ohne Politik. Das ist uns sofort aufgefallen. Ergänzend kam hinzu, dass Dietmar Ullrich (Anm.: vorheriger Geschäftsführer mentIQ) und ich uns aus der Vergangenheit kannten. Dadurch hatte ich bereits von der menschlichen Seite und der unternehmerischen Idee eine gute Vorstellung – ich kannte viele Leute dort, ich kannte die Kultur. Das waren alles Dinge, die dafür gesprochen und uns ein gutes Gefühl gegeben haben.
Medialine: Nochmal speziell die Frage an dich, Günter: Wie hast du die Aufnahme in die Gruppe empfunden – sowohl geschäftlich als auch menschlich?
Maier: Die Art und Weise, wie wir aufgenommen wurden, ist durchweg sehr positiv. Da waren keine Berührungsängste oder irgendwelche Hindernisse und Ressentiments. Jede Region, jede Gesellschaft und insbesondere diejenigen mit Bedarf an Services im IT-Infrastrukturbereich haben unmittelbar Kontakt aufgenommen und mit uns gesprochen. Da war keine Eigenwerbung notwendig – das kenne ich aus meinen früheren Stationen auch ganz anders. Wir sind mit offenen Armen empfangen worden – menschlich wie geschäftlich. Es war direkt die Bereitschaft da, sich unsere Ideen anzuhören, unsere Konzepte zu verstehen und auch fachliche Führung abzugeben, obwohl es der eigene Kunde ist. Das ist wirklich wahnsinnig positiv, und dafür sind wir sehr dankbar.
Medialine: Dass das Menschliche eine der Grundprämissen ist, das spiegelt sich in allen Zusammenschlüssen der Gruppe. Das ist eindeutig! Wie sieht’s auf Seiten des Portfolios aus, inwiefern ergänzen sich die Produkte da?
Hörhammer: Ich glaube, dass uns der Cyber-Recovery-Ansatz der mentIQ unglaublich hilft: Durch das hohe Skill-Level und das hohe Know-how im Bereich Data Management können wir uns noch weiter als Experten positionieren und aus einem guten Ansatz heraus Themen adressieren. Wir sehen jetzt schon verschiedene Dinge: Einerseits können wir durch die neuen Lösungen bei unseren Bestandskunden zusätzliche Leistungen platzieren, wovon die Kunden massiv profitieren. Andererseits ist das Portfolio der Medialine Group auch durchaus für Kunden der mentIQ interessant. Zudem hilft es uns in unserer Wahrnehmung als Gruppe bei Partnern wie beispielsweise Dell, dass deren Lösungen auch bei mentIQ eine große Rolle spielen. Wir bauen dadurch auch unser Standing als großer Partner weiter aus.
Maier: Unsere Ansätze sind aufgrund von unternehmerischen Gegebenheiten natürlich unterschiedlich: Medialine ist sehr viel größer als wir, ist breiter aufgestellt. Wir als mentIQ sind Spezialisten, und das aus Prinzip. Das war der Gedanke bei der Gründung, und das ist er bis heute. Dadurch sind wir in der Lage, eine fachliche Tiefe zu erreichen, die sonst nur schwer machbar wäre. Es ermöglicht es uns zudem, unsere großen Wettbewerber zurecht dafür zu kritisieren, dass sie in bestimmten Bereichen nicht gut genug sind.
Das Thema speichern, sichern und aufbewahren von Daten erfordert eine enorm große fachliche Tiefe. Die kann man nicht erreichen, wenn man sich zudem noch mit vielen anderen Sachen beschäftigt. Kunden haben aber gerade die Tendenz, Lieferketten zu konsolidieren und die Anzahl von Partnern zu reduzieren. Der Druck im Markt wird einfach größer. Gleichzeitig möchten sich Kunden immer weniger mit den Produkten, der Technologie beschäftigen, sondern nur die reine Nutzung haben. Es geht immer mehr um ein Service-Erlebnis.
Das fordert Investitionen, die für kleine Unternehmen mit viel Risiko verbunden sind. Als größeres Unternehmen oder eben als Gruppe ist es da sehr viel einfacher, Testballons zu starten. Das gilt ebenfalls in Bezug auf Lösungen: Veeam oder Wasabi hätten wir beispielsweise als mentIQ rein technisch stemmen können, allerdings hätte uns dafür die Infrastruktur gefehlt. Einen 24/7-Kundensupport aufzubauen, wäre fachlich kein Problem gewesen – allerdings wären wir an der Organisation gescheitert. Oder ein anderes Beispiel: In unserem Bereich der Cyber-Security gibt es noch so viele Neben- und Anschlussbereiche.
Über die Gruppe wird uns hier einfacheres Wachstum ermöglicht, da wir auf die entsprechende Unterstützung, die existierenden Services aus dem Portfolio und eine Cloud samt Service Provider zurückgreifen können. Auch für uns ist die Partnerschaft zu Dell ein Thema: Wir sind ebenfalls Titanium Partner, allerdings einer von über 15. Als kleines Unternehmen fliegt man da unter dem Radar. Wenn man zuvor jedes Jahr darum kämpfen musste, die Umsätze zusammenzukriegen, um seinen Status zu erhalten, ist es nun etwas ganz anderes, als Teil einer Gruppe zu existieren und wahrgenommen zu werden.
Medialine: Gehen wir nochmal mehr auf die Synergien zwischen den Unternehmen ein: Wo funktioniert eurer Meinung nach die Zusammenarbeit schon richtig gut? Wo gibt es in Zukunft noch Potentiale, vielleicht auch in Bezug auf die einzigartige Service Plattform der mentIQ?
Maier: Der erste Gedanke bei der Entwicklung unserer Service Plattform war Effektivität. Wir wussten: Wir haben einen sehr fähigen Stamm an guten Leuten hier, und mit dem wollen wir möglichst viele Kunden betreuen. Daher haben wir ein System entwickelt, dass Kundensysteme monitored und uns dadurch hilft, Kunden zufriedener zu machen. Die Plattform hilft uns, Dinge zu tun und händische Aufgaben zu automatisieren. Im nächsten Schritt haben wir dann etwas eher Ungewöhnliches für die Branche gemacht: Wir haben das Ganze für unsere Kunden geöffnet.
Gerade Hersteller, aber auch viele Systemhäuser neigen dazu, sich einen Informationsvorteil gegenüber ihren Kunden zu bewahren, um eine Form von Kontrolle und Macht ausüben zu können. Wir haben aber festgestellt, dass die Zusammenarbeit viel besser klappt, wenn man auf Augenhöhe diskutieren kann. Das ist ein Prinzip, dass wir in ähnlicher Form seit Jahren auch bei den Managed Services von Medialine gesehen haben.
Im Managed-Service-Umfeld haben wir unsere eigenen Erfahrungen, allerdings nicht in dem Umfang. Da eine solche Größe herzustellen, wiederverwertbare Bausteine zu erstellen und Abläufe zu standardisieren, alles mehr zu automatisieren – das alles sind Dinge, die uns über die Service Plattform hinaus noch fehlen und bei denen wir uns eine dicke Scheibe bei Medialine abschneiden können. Ein generelles Service-Provider-Portfolio aus all dem zu erstellen, ist eine Herausforderung, vor der viele Gruppenmitglieder stehen, würde ich vermuten.
Hörhammer: Es gibt bereits eine nicht unerhebliche Anzahl an Projekten, in denen wir zusammenarbeiten oder die wir gemeinsam abgeschlossen haben. Dabei gibt es auch einige Projekte, in denen wir gemeinsam vor Kunden agieren und die unterschiedlichen Skills, die wir in den Unternehmen in der Gruppe haben, sehr gut zu einem Auftritt zusammenführen.
Die Service Plattform war etwas, das die mentIQ für uns so spannend gemacht hat: Sie trifft den aktuellen Zeitgeist sehr gut, mit dem sich viele Unternehmen auseinandersetzen. Die Plattform ermöglicht es uns, die Themen Automatisierung und die intelligente Nutzung von Kundensystemen als Teil einer zentralen Zukunft einsetzen zu können.
Also, was funktioniert gut? Die Projektarbeit und die gemeinsame Zusammenarbeit, welche Früchte trägt und Mehrwerte schafft. Am komplexen Thema des Ausbaus der Service Plattform als schnellere und breitere Lösung arbeiten wir mit Hochdruck.
Maier: Schnelligkeit und Wachstum sind Dinge, nach denen wir natürlich streben. Wir sind aber im Verhältnis eine kleine Firma und können nicht beliebig von heute auf morgen skalieren. Ideal wäre es, schneller umsetzen zu können und das Ganze auch mehr zu platzieren. Das geht dann Hand in Hand. Aber vieles von dem, was wir tun, basiert auf Erfahrungen – und diese Erfahrungen müssen wir erst noch machen. Das passiert Schritt für Schritt, bevor wir dann mit erheblichem Wachstum bereit sind, in Zukunft neue Ufer zu erschließen.
Medialine: Gemeinsame Projekte, Mehrwerte für Kunden und die Unternehmen sowie Wachstum, das weiterbringt: Das klingt alles schon sehr gut. Schauen wir zum Abschluss einmal gemeinsam fünf Jahre in die Zukunft: Was seht ihr dort?
Medialine: Dann bleiben wir gespannt auf die Zukunft. Danke euch beiden für das aufschlussreiche Gespräch!
Hörhammer: Wir haben zu danken. Hat wie immer Spaß gemacht!
Maier: Auch von mir ein großes Dankeschön.
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