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NachhaltigkeIT als Techologietreiber

Einer der Top Technologietreiber: nachhaltige Bemühungen fürs Klima, unsere Erde und den Menschen. Im Rahmen der Formatreihe #TechTrends23 entwirrt Medialine CEO Martin Hörhammer für Sie den Knoten aus einer Unmenge an Schlagworten: Net-Zero, KI und Green Cloud Computing. Eine Entschlüsselung, die den Durchblick verschafft.

Reisen wir 50 Jahre in die Vergangenheit, um einen klaren Blick in die Zukunft zu erhalten: Der Thinktank Club of Rome warnte im letzten Jahrhundert einschlägig vor den Grenzen des Wachstums. Wenn sich die globale Wirtschaftsweise nicht ändere, brächen Ökonomie, Umwelt und Lebensqualität zusammen, warnte die Forschergruppe. Ende letzten Jahres wurde ein neuer Bericht veröffentlicht: „Earth of All“. Darin sind große Ziele enthalten, die die Experten für unverzichtbar halten – und für erzielbar. Mit Beispielen für schnellen Wandel wird verdeutlicht, dass ein Kurswechsel noch möglich ist. Vor allem das Szenario „Giant Leap“ im Rahmen der Forschungssimulation zeichnet ein vielversprechendes Zukunftsbild: Es setzt eine mutige Umgestaltung des aktuellen Wirtschaftssystems zum Aufbau einer resilienteren Zivilisation voraus. Mutig vorangehen, aus der Krise heraus Änderung willkommen heißen – so ließe sich diese Zukunft erreichen. Kein anderer Wirtschaftszweig ist derzeit von so viel Disruption und Innovation durchgeschüttelt wie die Tech-Branche. Die drängenden Fragen: Wie kann Technologie in hochvolatilen Zeiten helfen, statt bloß Hoffnungsträger zu bleiben? Wie kann das technologische Zeitalter eine lebenswertere Zukunft kreieren?

„Jeder vierte Venture-Capital Euro wird in die Finanzierung von Klimatechnologie gesteckt“

Im Gespräch mit Medialine CEO Martin Hörhammer versuchen wir Antworten auf diese Fragen zu finden. Er hat für Sie Trends definiert, die Mittelständler, Großunternehmer und Startup-Gründer gleichermaßen beeinflussen werden. Bisherige Trendthemen waren: Transparenz und Resilienz der Lieferkette mit IoT, die Ära der Künstlichen Intelligenz und die Notwendigkeit von souveränen und sicheren Clouds. Der vierte Teil unserer Formatreihe #TechTrends23 beschäftigt sich mit dem Mut, neue, von nachhaltigen Technologien geprägte Wege zu gehen.

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Wenn Technologie durch die Nachhaltigkeitswelle der letzten Jahre vorangetrieben wird, so ist das ein gutes Zeichen für die Umgestaltungsqualität der Wirtschaft. „Jeder vierte Venture-Capital Euro wird in die Finanzierung von Klimatechnologie gesteckt“, bestätigt Medialine Vorstand Martin Hörhammer. „Ob Smart Grids, dezentralisierte Energie-Versorgung oder Green Cloud Computing, Green Coding und Net Zero-Ziele bei nachhaltigen Rechenzentren – durch das unbedingte Diktat der Nachhaltigkeit bewegt sich einiges in der IT-Branche. Und all das gepaart mit der unglaublichen Schubkraft von Künstlicher Intelligenz! Diese wird nicht nur im Bereich der Industrie erfolgreich eingesetzt, sondern auch in klassischen IT-Feldern wie Cybersicherheit und Virtual Reality kann KI den Fokus-Shift von grünen Produkten endlich hinreichend bedienen“, so der Geschäftsführer und IT-Unternehmer.

Die grüne Schubkraft von KI

Vor allem in der Fertigung bestehen realistische Chancen, mithilfe von Hardware und Software-basierter Künstlicher Intelligenz Nachhaltigkeitsbemühungen zu bessern – indem Ressourcenverbrauch heruntergeschraubt und Energieeffizienz gesteigert wird. Durch die Analyse großer Datenmengen kann KI Muster erkennen und Optimierungspotenziale identifizieren. Konkret getestet wird das bereits seit Mai 2023 im breit angelegten europäischen Forschungsprojekts AIMS5.0 („Artificial Intelligence in Manufacturing leading to Sustainability and Industry 5.0“). In unterschiedlichen Arbeitsgruppen arbeiten Produzenten, Zulieferer, Spezialisten, Forschungsinstitute und Universitäten gemeinsam an 20 Anwendungsfällen. Darunter: die Entwicklung eines Sprachmodells, das die unterschiedlichsten Daten für den Menschen greifbar macht. So sollen Lieferketten besser analysiert und vorhersagbar gemacht werden. Außerdem ist die Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Halbleiterproduktion mit Machine-Learning ein Thema.

„Aber nicht nur in der Industrie und Fertigung ist der grüne Einsatz von KI ein Gamechanger. Es gibt kaum Grenzen, um die natürlichen Grenzen unseres Planeten zu wahren“, verweist Hörhammer. Mit dieser Einschätzung steht er nicht allein da.

DXC Technology, ein weltweit tätiges Fortune-500-Technologieunternehmen, prognostiziert, wie Software in den kommenden fünf Jahren zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen kann: KI werde dabei helfen, natürliche Ressourcen zu bewirtschaften. Vor allem in der Landwirtschaft können automatisierte KI-Prozesse den Umweltschutz unterstützen und Biodiversität bewahren. Aber auch Wasserressourcenplanung, Waldbrandprävention und damit einhergehende politische Outputs werden durch große KI-Wissensdatenbanken revolutioniert. KI steigere außerdem die Rentabilität erneuerbarer Energien. Dies ist auch notwendig, denn bis 2030 werden Schätzungen von McKinsey zufolge 89 Millionen Anlagen mit erneuerbaren Energien ans Netz gehen – und das allein in Europa.

„Gerade bei der Stromversorgung kann eine Automatisierung der Datenanalysen durch KI nachdrücklich dabei helfen, dezentrale Energiequellen zu verwalten, überschüssigen Strom umzuleiten und potenzielle Schwachstellen im Netz zu erkennen. Auch bei der Softwareentwicklung wird KI künftig helfen. Mit der Optimierung des Quellcodes beim Green Coding sind zum Beispiel deutlich schnellere Datenbankabfragen möglich und die Rechenzeit wird verkürzt, was wiederum zwangsläufig zu weniger Ressourcenverbrauch führt.“

– Medialine CEO Martin Hörhammer

Ultimativer Klimakiller Rechenzentrum?

Realistische Bedarfsanalysen beim Energieverbrauch seien laut Hörhammer der logische erste Schritt – auch und vor allem beim Betreiben von nachhaltigen Rechenzentren mit Net-Zero-Ansatz: „Wenn ich verlässliche Informationen habe, wie mein Energiebedarf zurzeit und perspektivisch aussieht, kann ich daraus Handlungsdirektive ableiten und unnötige Energieerzeugung vermeiden – das ist einleuchtend.“ Wie diese Direktive aussehen könnten: „Beispielsweise bei Green Cloud Migrationen mithilfe von Container-Clustern. Der effizientere Einsatz von Computerressourcen, die Einsparung von Instanzen, der Einsatz vom Shared-Infrastrukturen und die On-Demand-Nutzung beim Cloud Computing konnten in Use Cases durchaus bereits den Ressourcenverbrauch senken. Dem allen geht eine zentrale Frage voraus: Müssen die Server überhaupt zu jeder Zeit laufen? Oder kann ich durch optimierte Betriebssysteme meine Workloads und somit gleichzeitig meinen Energieverbrauch minimieren?“

Die Rechenzentren – ultimative Klimakiller? Laut Bitkom hat sich zwischen 2010 und 2020 der Energiebedarf von deutschen Rechenzentren von elf auf 16 Milliarden Kilowattstunden im Jahr erhöht. Im Vergleich zu 2010 bieten deutsche Rechenzentren heute allerdings eine fünffach höhere Rechenkapazität pro Kilowattstunde. Das ist unter anderem den politischen Nachhaltigkeitsvorgaben der Bundesregierung geschuldet. Alle neuen Rechenzentren sollen ab 2027 klimaneutral betrieben werden. „Entscheidend für einen Net-Zero-Datacenter-Betrieb ist meiner Meinung nach auch die Bereitschaft, neue Technologien zu implementieren. Die Verwendung einer hochmodernen Kühltechnologie kann entscheidend sein. Während herkömmliche Rechenzentren noch mit Kompressoren kühlen, können unsere Rechenzentren dadurch ein ganz neues Level an Stromersparnis verzeichnen“, verrät Martin Hörhammer das Geheimnis der Rechenzentren der Zukunft. Neben Ressourcenschonung im Betrieb stellt die Sekundärnutzung von erzeugter Energie einen wichtigen Mehrwehrt von nachhaltigen Rechenzentren dar. Hier wird die Abwärme der Serversysteme für die Beheizung angeschlossener Büros durch Variable Refrigerant Flow Technologien genutzt oder in Fernwärmenetze eingespeist.

Wirkung und Gegenwirkung: Nachhaltigkeit treibt

Martin Hörhammer schlussfolgert: „Ich finde, am Beispiel der Kühltechnologie in Rechenzentren kann man die Wirkung und Gegenwirkung von Nachhaltigkeit und Technologie relativ anschaulich erklären.“ Es sei folgendermaßen: Durch die Vorgabe der Klimaneutralität ist der Rechenzentrumsbetreiber genötigt, neue Technologien wie die Adiabatik-Kühlung zu implementieren und sich immer neue Tech-Errungenschaften zu eigen zu machen. Nachhaltigkeit bleibt nun einmal einer der Technologietreiber überhaupt. Diese Technologie stärkt dann wiederum die grünen Bestrebungen. Das Tech-Potential für eine grünere Welt ist also definitiv vorhanden, die Umgestaltungsqualität der Wirtschaft vorstellbar. Viele der vorgestellten Ansätze laufen in die „richtige“ Richtung. Ob dies letztendlich ausreichenden Wandel bringen wird, vermag niemand zu sagen. Klar ist: Technologie wird weiterhin wichtiger Hoffnungsträger bleiben.

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