Dino Bordonaro, Teamlead Azure
Zum Ende des Jahres 2022 haben wir uns mit Dino Bordonaro unterhalten. Der Azure-Experte spricht über sein persönliches “Baby” Azure Stack HUB, verschiedene Wege der Prozessoptimierung und warum er keine Produkte, sondern lieber Visionen und Strategien verkaufen möchte.
Dieses Interview wurde im Jahr 2022 durchgeführt.
Medialine: Hallo Dino! Wie schön, dass du die die Zeit für unser Gespräch nehmen konntest.
Dino Bordonaro: Hallo! Natürlich, sehr gerne.
Medialine: Seit 01. Januar 2022 bist du nun Teil der Medialine Group. Wie hast du dich aufgenommen gefühlt und wie empfindest du die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen?
Bordonaro: Das muss man differenziert betrachten. Durch Corona hätten die Umstände natürlich besser sein können, viele sind im Homeoffice und dadurch wurde das persönliche Aufeinandertreffen erschwert. Zusätzlich hatte ich meine Bedenken, wie der Übergang aus 20 Jahren Selbstständigkeit als Geschäftsführer hin zum normalen Mitarbeitenden funktioniert. Das Betriebsklima ist aber einfach sensationell. Die Kolleginnen und Kollegen sind extrem rücksichtsvoll, respektvoll und nett, es gibt absolut keinen Platz für Neid, Mobbing oder Hass. Medialine ist eine echte „People Company“ – und das trotz und mit der großen Arbeitslast, die wir alle bewältigen. Wenn auch nach einem langen Arbeitstag der persönliche Kontakt weitergeht, dann läuft vieles richtig, denke ich.
Medialine: Absolut! Wie schön, dass du dich so wohlfühlst. Wir sind auch sehr froh, dich bei uns zu haben! In technischer Hinsicht bringst du einiges an Expertise und Wissen im Microsoftbereich mit: Hier hast du sogar als nur einer von 26 Personen in Deutschland MVP-Status. Könnest du kurz erklären, wie man diesen Status erwirbt und was er bedeutet?
Bordonaro: Grundsätzlich bekommst du diesen Status auf zwei Wegen: Entweder, du fällst in der Community besonders auf oder du wirst von einem Produktmanager empfohlen. Um über die Community bemerkt zu werden, muss man große Präsenz zeigen – viele Meet Ups machen, als Speaker auf Events auftreten. Es geht am Ende um Sichtbarkeit, die bis in die USA schwappt. Empfohlen wird man dann über ein spezielles Portal an eine Community Managerin, die speziell für das MVP-Programm in Europa zuständig ist. Dann wird man kontaktiert und muss sehr genau und detailliert seine Kontributionen nachweisen – sprich wo man wann war, abseits von einem beruflichen Kontext. Die Intention dahinter sollte sein: „Ich möchte meinen Beitrag in der Community leisten. Teile dein Know-how, sharing is caring.“
Der andere Weg erfolgt über die Interaktion mit Produktmanagern. Die sind jeweils für einzelne Themenaspekte wie das Frontend oder das Backup von Produkten zuständig. Wenn du hier viel Traffic generierst und stetig Impact und Verbesserungsideen einbringst, können dich auch diese Mitarbeitenden als MVP vorschlagen. Am Ende des Tages entscheiden aber die Softwareentwickler und Produktmanager in den Staaten, ob ich den Status tragen darf. Wenn man diesen Status dann mal hat, ist das eine große Auszeichnung, da du weltweit dann einer von nur circa 3.000 Personen bist.
Ich habe den Status über das Product Engineering und die Produktentwicklung für Microsoft Azure bekommen, dieses Jahr das vierte Mal in Folge. Einmal jährlich muss ich das Ganze erneut evaluieren. Seit 01.11.22 gibt es noch einen neuen „Untertitel“ innerhalb des Programms, den Azure Hybrid MVP. Da werden Azure Stack HCI Hub und Microsoft Arc zusammengefasst, und da sind wir insgesamt nur 15 Leute weltweit. Eine große Auszeichnung und Ehre also.
Medialine: Wow, das ist wirklich herausragend! Bei so viel Microsoft-Expertise: Hast du ein bestimmtes Produkt, das du am liebsten hast?
Bordonaro: Ich habe auf jeden Fall ein Produkt, an dem am meisten mein Herz hängt: Microsoft Azure Stack HUB, also die abgekapselte, hochsichere private Cloud von Microsoft. Das ist sozusagen mein „Baby“. Den HUB habe ich mit entwickelt, angefangen vor ca. sieben Jahren. Tausende Stunden an Arbeit sind da in Summe reingeflossen. Die Bindung kommt hier vor allem über die Menschen, mit denen ich daran gearbeitet habe – am Ende ist das mein Lieblings-Menschen-System, so nenne ich es mal.
Microsoft Azure ist eines der ersten Produkte, die Microsoft bauen musste, um in erster Linie Profit zu generieren. Früher hat man einfach einen Server gekauft, heute läuft das alles über Plattformdienste, die nach Nutzung bezahlt werden. Lange Zeit war Microsoft durch Azure primär auf Clouddienste ausgerichtet. Alles, was nicht in die Cloud konnte, wurde als schlecht wahrgenommen. Die Datenschutzbestimmungen in Deutschland haben allerdings teilweise verhindert, dass das hier möglich war. Inzwischen gibt es die echte Public Cloud, die in Frankfurt West steht. Was Microsoft daraus aber gelernt hat: Selbst, wenn sie 85 % in die Cloud packen – am Ende des Tages brauchen sie auch die restlichen 15 %, die sie auf ein Stück Hardware packen können, die sie aber genauso managen müssen wie eine Cloud. Und die dafür entwickelte Antworten sind Azure Stack HUB oder HCI.
Medialine: Was sind denn die großen Vorteile vom Azure Stack HUB oder von Azure Stack HCI?
Bordonaro: Das hängt sehr stark vom Anwendungsgebiet ab. Ein anschauliches Beispiel ist der Rennsport: Ich hatte einmal ein Gespräch mit dem Rennstall AMG Petronas, die mir klar gesagt haben, dass die halbe Sekunde Latenz, die der Datenverkehr von der Rennstecke bis in die Cloud braucht, über Motorschaden oder Rennsieg entscheiden kann. Die brauchen wirkliche Echtzeitverarbeitung von Daten. Der HUB ist hier der ideale Weg, um Azure immer am Edge zu haben. Das macht den HUB perfekt zum Einsatz bei kritischer Infrastruktur: Atomkraftwerke, Gas-, Wasser- und Stromversorgung, Krankenhäuser – auch mitunter aus regulatorischen Gründen eine Bank oder eine Versicherung. Alles das, was aus unterschiedlichsten Gründen nicht in die Cloud darf oder soll. Noch dazu ist die Box an sich abgeschlossen und nicht veränderbar: Für die Konfiguration ist Microsoft verantwortlich und sie sind auch Admin des Ganzen.
Der HCI braucht hingegen immer eine aktive Verbindung zur Cloud. Dafür hast du dort aber auch den „Candy Shop“ mit extrem vielen Sachen, die direkt aus dem Edge kompatibel sind. Auch mit VDI: Man kann beispielsweise mit 3D-Grafikkarten arbeiten oder sogar nachträglich Komponenten ergänzen! Der HCI ist offen und veränderbar – ein von Microsoft validiertes System, von dem am Ende aber die Abnehmer Administrator sind. Das ganze große Thema beim HCI ist die Zentralverwaltung. Die Vision, die dort dahintersteckt, ist: Wenn sich eine Person morgens im Azure-Portal anmeldet, sind von allen Geräten bis hin zum Backup dort alle Dienste zu sehen und verfügbar. Sogar eventuelle VMware-Systeme sind abbildbar. Microsoft sagt dazu selbst „winning the control plan“. Man kann mit viel weniger Menschen viel mehr Sicherheit, viel mehr Transparenz bekommen.
Beide Modelle haben die gleichen Prozesse, denn es geht um Prozesshomogenität. Der Vorteil für die Kunden ist: Wenn er eine beispielsweise eine VM benötigt, dann kann er das je nach Anforderungen auf dem HUB oder über den HCI laufen lassen. Der Prozess ist aber derselbe – für den ist es unerheblich, ob er den HUB bei sich im Büro stehen hat oder ob dieser in Amsterdam, Dublin oder New York abläuft. Am Ende geht es um Effizienz und die jeweiligen Anforderungen. Die Schlüsselbegriffe sind hier JEA und JIT, „Just Enough Administration“ und „Just in Time Administration“. Zugriffsrechte und Verwaltungsmöglichkeiten sollen bestmöglich gesteuert und bestimmt werden. Dadurch kann sichergestellt werden, dass auch nur Mitarbeitende, die es wirklich benötigen, Zugriffe haben.
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Medialine: Das klingt wirklich nach einem wahnsinnig breiten Angebot und Anwendungsgebiet für die verschiedenen Lösungen. Die Cloud-Thematik mit allen Vor- und Nachteilen hast du über den HUB und HCI bereits dargestellt. Damit direkt zusammenhängend ist das Thema Multi-Cloud. Würdest du sagen, dass Kundinnen und Kunden durch die Azure-Produkte dafür bestmöglich vorbereitet und ausgestattet sind?
Bordonaro: Definitiv. Grundsätzlich bedeutet Multi-Cloud auch nicht nur Hyper Scaler. Multi-Cloud ist es auch bereits, wenn du bei uns sowohl Public Cloud-Elemente als auch HUB-Systeme kombinierst. Darüber kann man im Zweifel dann auch Tanzu laufen lassen. Durch Microsoft Arc – ich nenne das gern etwas primitiv so etwas wie „ein langes Patch-Kabel in die Microsoft Cloud“ – können wir verschiedene Lösungen abbilden und alles lückenlos managen. Auch ein Tanzu Kubernetes-Cluster kann dann im Azure Portal voll einsehbar gezeigt werden.
Das Besondere daran ist nicht unbedingt der Multi-Cloud-Aspekt, sondern das System darüber: Service Mash, also der Layer der Infrastruktur, der Service-to-Service-Kommunikation ermöglicht. Dadurch ist es möglich, Dienste wie beispielsweise einen Webshop als Architektur auf Containerbasis anzulegen und über verschiedene Hyper Scaler wie AWS, die Google Cloud oder die Microsoft Cloud laufen zu lassen. Man kann sogar so weit gehen und noch einen HCI oder einen HUB dazunehmen – um dort beispielsweise Bezahlprozesse ablaufen zu lassen und damit dann Compliance- und Sicherheitsregelungen nach DSGVO gerecht werden zu können. Der Volkswagen Financial Service macht das beispielsweise genauso bei den Berechnungen für Finanzierungen von Autos, die man online anfragen kann.
Medialine: Wirklich sehr vielseitig! Wie läuft so ein Lösungsansatz mit Kundinnen und Kunden dann ab: Was ist dir dort besonders wichtig, worin sind wir als Unternehmen deiner Meinung nach auch besonders herausragend?
Bordonaro: Am Ende des Tages geht es darum, die passende Cloud-Strategie für alle Herausforderungen des Kunden im Use Case zu finden. Dafür schalte ich mich so früh wie möglich mit meinem Consulting-Team in beginnende Projekte ein und bin für die Kundinnen und Kunden da, um unsere USP-Cloud-Strategie einbringen zu können. Dafür sind wir nach meiner Überzeugung einer der besten Partner in der DACH-Region, da wir so viel Kompetenz und so viele Werkzeuge am Gürtel haben, mit denen wir arbeiten können.
Wir sind übrigens immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitenden, die sich unserem Team anschließen! Wie ich bereits zu Beginn sagte, lässt das Arbeitsumfeld bei Medialine keine Wünsche offen. Zudem freue ich mich immer, wenn ich mein langjähriges Expertenwissen an Kolleginnen und Kollegen weitergeben kann. Nur so kann man Fortschritt und Weiterbildung fördern – gemeinsam in eine Richtung gehend. Am Ende geht es vor allem um die Arbeit für unsere Kundinnen und Kunden: Wir möchten ihnen Visionen und Strategien verkaufen, um langfristig als Trusted Advisor aufzutreten und den kompletten Wandel von onPrem-IT in die Cloud oder eben in eine Hybrid-Lösung mitzugehen.
Wir sprechen bei Multi-Cloud niemals von „entweder, oder“, sondern immer von „sowohl als auch“. Die Cloud kann sogar erst einmal ausgeklammert werden – wir erstellen mit dem Kunden eine Requirements Matrix, exakt nach seinen Anforderungen und betrachten anschließend, wie die Architektur aussieht. Eventuell wird dann für die Website AWS, für die ERP-Software aber Microsoft Azure verwendet. Für den Kunden spielt das alles keine Rolle: Die Connectivity und das VDI-Konzept werden so angelegt, dass es egal ist, wo es läuft. Das Einwählen findet über einen Client statt und am Ende bist du überall. Genau das ist doch unsere Stärke: Wir holen im Namen der Kunden aus der IT einen Vorteil und nicht bloß eine monatliche Kostenstelle.
Medialine: Das ist ein schönes Schlusswort. Vielen Dank für deine Zeit, Dino!
Bordonaro: Ich habe zu danken!
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